Drops of Hope

Die Geburt eines Sternenkinds ist ein einschneidendes Ereignis.

In der Verarbeitung eines solchen gründet meine Leidenschaft für die Makrofotografie. Das Erkennen des Grossen im Kleinen, die Entdeckung versteckter Wunder der Natur und das Akzeptieren der Unergründlichkeit der Schöpfung führten mich zurück ins Leben. In unzähligen Tagen und Stunden im Grünen fand ich durch das Fotografieren der Innen- und Aussenwelten von Regentropfen Hoffnung und Zuversicht, Mut und Lebensfreude.

Ursprung

Drops of Hope

Tristine, meine erste Makro-Fotografie, entstand an einem traurigen Morgen. Der Himmel war so düster wie meine Gedanken. Ich sass am Esstisch und mochte nach dem zweiten Kaffee nur wieder zurück ins Bett, die Decke über den Kopf ziehen. Mein leerer Blick starrte wie ferngesteuert aus dem Küchenfenster. Auf einmal befand ich mich in einer anderen Welt. Tiefschwarz und wunderschön, sah ich meine ganze Verzweiflung in einem einzigen kleinen Regentropfen. Auf einmal war ich wieder bei mir. Auf einmal fühlte ich mich verstanden. Auf einmal war ich in meiner Trauer nicht mehr allein. Fasziniert und wie magnetisch angezogen öffnete ich die Türe zum Garten und trat hinaus, um dieses Geschenk der Natur für immer festzuhalten.

Bald hatte ich im Regen einen Freund in der Einsamkeit der Trauer und der Hoffnungslosigkeit des Abschieds gefunden. Graue Regentage wurden zu meinen Verbündeten und schenkten mir die Kulisse für unzählige weitere Aufnahmen. Ich konnte wieder teilhaben am Leben, musste wach und präsent sein, um diese vergänglichen Phänomene bei Wind, Regen und Kälte einzufangen. Regentropfen wurden zu meinen treuen Begleitern. Sie waren da für mich, immer und jederzeit, dann wenn ich sie brauchte. Wie Wesen aus einer anderen Zeit, die nie fragten, nichts erwarteten, anders als die vielen guten Menschen, zu denen ich den Zugang nicht mehr fand.

Die ersten Bilder der Reihe Drops of Hope spiegelten die ersten Phasen meines Trauerprozesses. Schock, Unglauben, Wut, Frust, Hoffnungslosigkeit, tiefe Trauer und Depression wurden sichtbar, greifbar und erlebbar.

Diese Tropfen wurden Zeugen des Abschieds, des Abschiednehmens von meinem Sternenkind, Chris († 30/12/2015).

Das letzte Bild dieser dunklen Phase betitelte ich Monster. Darin habe ich das traumatische Erlebnis der Totgeburt in einem einzigen Tropfen für die Ewigkeit eingeschlossen.

Bald darauf wandelten sich die Aufnahmen.

Matte Tropfen glänzten, Lichter wurden heller und Farben froher. Anfangs bemerkte ich dies kaum. Die Heilungsphase hatte unmerklich begonnen. Doch bald entfaltete sie ihre ganze Kraft. Das Bild la nidation steht für die wiedergefundene Hoffnung. Meine Befindlichkeit zeigte sich in fröhlichen, heilenden Bildern.

Die nachfolgenden Aufnahmen zeugen vom neugewonnenen Mut und der wiedergeborenen Zuversicht. Das Leben nimmt wieder von mir Besitz. Es zeigt sich in seiner ganzen Pracht. Meine Freunde und Begleiter fliessen in neue Formen und intensive Farben. Grosse Dankbarkeit erfüllt mich nun. Ich fühle mich reicher und erfüllter als je zuvor. Mir gelingt es nun, Tropfen in ihren faszinierendsten Innenwelten zu inszenieren und setze sie in ungewohnte Perspektiven.

Ich bin wiedergeboren. Eine Leidenschaft ist geboren.

Heute ist ein Regentag immer auch ein schöner Tag, ein idealer Tag zum Fotografieren! Kreativität erfüllt mich und nährt mich. Ich will mehr, mehr Leben, mehr Kreativität. Diese will ich teilen, mit Menschen, mit meinen Freunden, mit der Welt. Ich finde wieder zu den Menschen, den alten lieben Freunden.

Die vollständige Arbeit Tropfen der Hoffnung war am 3. Februar 2019 erstmals an einer eigenen Fotoausstellung in den Räumlichkeiten des ADC-Clubs Schweiz in Zürich zu sehen.